Vor 15 Jahren fiel die Berliner Mauer. Seitdem sind um das im Vertrag von Schengen definierte Europa neue Mauern errichtet worden, als geographische Grenzbefestigungen nach außen und als unsichtbare Grenzen im Innern. Während Flüchtlinge und MigrantInnen in ihrer Bewegungsfreiheit beschnitten werden, erhalten EU-BürgerInnen innerhalb von Europa Reisefreiheit. Die europäische Integration geht einher mit der Abschottung nach außen und der Konstruktion einer europäischen Identität als privilegierter Ort in einer bedrohlichen Welt. Die Frage nach der Verschiebung prekärer Arbeitsverhältnisse und die veränderte Diskussion um den Wert von Bewegungsfreiheit seit 1989 waren Schwerpunkte der gemeinsamen Auseinandersetzung.
Eine ganztägige Veranstaltung „Mauern I Berlin-Schengen 1989-2004“ des Instituts für Nomadologie und der Berliner Geschichtswerkstatt bildete den Auftakt zu der Veranstaltungsreihe „Reisefreiheit“ von Studierenden der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Neben einem Blick auf die aktuellen Strategien der EU-Staaten, virtuelle und physische Mauern zu errichten, sollte die Bildproduktion um Mauern und Grenzen reflektiert werden, die diese staatlichen Strategien umspielt, um die Unveräußerlichkeit des Grundrechts auf Bewegungsfreiheit zu unterstreichen. Insofern Mauern als Projektionsflächen erscheinen, als fantastische Räume der Realisation von Furcht und Begehren, insofern sie Wirklichkeiten konstituieren und strukturieren, wird ihre Überwindung auch für diejenigen notwendig, die glauben, auf der besseren Seite zu stehen.
Tagungs-Programm
Sonntag, 7. November 2004, 11.00 bis 18.00 Uhr, anschließend Filme
Offene Universität in Berlin-Mitte, Philippstr. 13, Nähe Hannoversche Str.,
U 6: Oranienburger Tor, Bus 340
Vorträge
Mauern I Berlin-Schengen 1989-2004. Eine Einführung
Cord Pagenstecher, Berliner Geschichtswerkstatt
Projektionsfläche Mauer. Bausteine der europäischen Identität
Fabian Frenzel, Institut für Nomadologie
Lager in Nordafrika. Die aktuelle europäische Flüchtlingspolitik
Karl Kopp, Pro Asyl
Abschiebelager in Italien „Centri di permanenza temporanea“
Julian Poluda, Medici del mondo – Centro Sud Italien
Deutsche Zustände. Flüchtlings- und Einwanderungspolitik in der BRD am Beispiel des neuen Zuwanderungsgesetz und der Residenzpflicht
Philipp Stratmann, Institut für Nomadologie
Forschungs- und Kunstprojekt Transit Migration. Bericht vom Symposium „Migration across southern / eastern borders“
Marion von Osten
Transnationaler Raum „Estrecho“. Kommunikation und Migration an der Straße von Gibraltar
Indymedia Estrecho
Filme
Mauern
Dokumentation einer Kunstaktion auf dem Alexanderplatz, engl. 2004
Borderline
South East Europe, D 2004
Programm, Druckversion (PDF, 26 kB)
Veranstaltungsreihe „Reisefreiheit“
der Autonomen Studentischen Vorhaben der Kunsthochschule Weißensee
jeweils im Ateliergebäude der Kunsthochschule Weißensee im Monbijoupark, Oranienburger Str. 77, Berlin-Mitte
Do, 25.11.04, 18 Uhr
Boundaries-to-Bridges
Die Boundaries-to-Bridges Tour 2003 – 20004 von Spanien nach Senegal wird vorgestellt. Von November 2003 bis März 2004 fuhr eine Gruppe von KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und TechnikerInnen von Südspanien nach Senegal, entlang einer der wichtigen Migrationsrouten nach Europa, aber in umgekehrter Richtung. Das Projekt versuchte jenseits von Tourismus und Entwicklungshilfe eine Form des kollektiven Reisens zu entwerfen, die ein gemeinsames Handeln von getrennt lebenden Menschen ermöglicht. Es entstanden mehrere Filme, lokale Festivals und Kinovorführungen sowie zwei Theaterstücke. Iken Draeger und Fabian Frenzel vom Institut für Nomadologie, Berlin, stellen das Projekt und die filmische Dokumentation der Reise vor.
Do, 02.12.04, 18 Uhr
Strategien im Umgang mit Grenzräumen
Alex Gerbaulet, Braunschweig, zeigt das Video „Über Land“ (2002, 10 min), eine Fakedokumentation über einen Fluchthelfer, und bezieht Stellung zur Rezeption von Bildern als wahr und authentisch. Sie diskutiert u.a. die stereotype Verbreitung von Bildern zu Migration, Grenze und Mobilität sowie künstlerische Strategien im Umgang mit Grenzräumen.
Im Anschluss gegen 20 Uhr: „Phänomen des Urlaubsmachens“. Reisebericht der Gruppe Burg Metonulle. Mit Mirko Winkel, Braunschweig.
Do, 09.12.04, 18 Uhr
„Jarmark Europa“
Minze Tummescheit, Berlin, dokumentiert in ihrem Film „Jarmark Europa“ die Handelswege von zwei Frauen, die ihre Waren in Russland billig einkaufen und auf dem „Jarmark“ in Warschau verkaufen, einem großen, halblegalen Markt, der beispielhaft für die Ökonomie und Überlebensbedingungen in den ehemaligen Ostblockstaaten ist.
Do, 13.01.04, 18 Uhr
„Copy me – I want to travel“
Brigitta Kuster, Berlin, zeigt den Film „Copy me – I want to travel“ (2004, 68 min). Drei Filmemacherinnen und drei Computerspezialistinnen recherchieren die Geschichte der bulgarischen Computerindustrie: die bulgarischen Pravetz-Computer, eine direkte Kopie des Apple Computers, die Produktion von Computerviren im Kontext des Übergangs vom Sozialismus zum Kapitalismus und die Arbeitsmigration der 90er Jahre.
Sa, 22.01.05, 18 Uhr
Medienaktivismus gegen Globalisierung
Die VolxTheaterKarawane, Wien, versucht globalisierungskritischen Protest mit Theater und Medienaktivismus zu verbinden. Ein Bus mit Medienlaboratorium vernetzt die Gruppe auf ihren Reisen und Aktionen mit internationalen antirassistischen Initiativen. Vorstellung des Projekts und szenische Lesung zum Antiglobalisierungsprotest in Genua 2001.
Fr, 28.01.05, 18 Uhr
„City Reviews“
Do, 02.12.04, 18 Uhr
Strategien im Umgang mit Grenzräumen
Alex Gerbaulet, Braunschweig, zeigt das Video „Über Land“ (2002, 10 min), eine Fakedokumentation über einen Fluchthelfer, und bezieht Stellung zur Rezeption von Bildern als wahr und authentisch. Sie diskutiert u.a. die stereotype Verbreitung von Bildern zu Migration, Grenze und Mobilität sowie künstlerische Strategien im Umgang mit Grenzräumen.
Im Anschluss gegen 20 Uhr: „Phänomen des Urlaubsmachens“. Reisebericht der Gruppe Burg Metonulle. Mit Mirko Winkel, Braunschweig.
Do, 09.12.04, 18 Uhr
„Jarmark Europa“
Minze Tummescheit, Berlin, dokumentiert in ihrem Film „Jarmark Europa“ die Handelswege von zwei Frauen, die ihre Waren in Russland billig einkaufen und auf dem „Jarmark“ in Warschau verkaufen, einem großen, halblegalen Markt, der beispielhaft für die Ökonomie und Überlebensbedingungen in den ehemaligen Ostblockstaaten ist.
Do, 13.01.04, 18 Uhr
„Copy me – I want to travel“
Brigitta Kuster, Berlin, zeigt den Film „Copy me – I want to travel“ (2004, 68 min). Drei Filmemacherinnen und drei Computerspezialistinnen recherchieren die Geschichte der bulgarischen Computerindustrie: die bulgarischen Pravetz-Computer, eine direkte Kopie des Apple Computers, die Produktion von Computerviren im Kontext des Übergangs vom Sozialismus zum Kapitalismus und die Arbeitsmigration der 90er Jahre.
Sa, 22.01.05, 18 Uhr
Medienaktivismus gegen Globalisierung
Die VolxTheaterKarawane, Wien, versucht globalisierungskritischen Protest mit Theater und Medienaktivismus zu verbinden. Ein Bus mit Medienlaboratorium vernetzt die Gruppe auf ihren Reisen und Aktionen mit internationalen antirassistischen Initiativen. Vorstellung des Projekts und szenische Lesung zum Antiglobalisierungsprotest in Genua 2001.
Fr, 28.01.05, 18 Uhr
„City Reviews“
Martin Krenn, Wien, berichtet über das Fotoprojekt „City Reviews“ (2003), das in Zusammenarbeit mit MigrantInnen emanzipatorische Orte sowie Orte des Ausschlusses in europäischen Städten dokumentiert, und über das Projekt „Dienstleistung: Fluchthilfe“ in Kooperation mit Oliver Ressler (2001, Film 51 min).
Do, 03.02.05, 18 Uhr
Schleppen und Schleusen
Farida Heuck, Berlin, stellt den Bundesverband Schleppen & Schleusen vor, der als Lobbyorganisation für Wirtschaftsunternehmen im undokumentierten Reiseverkehr auftritt und für die Verbesserung des Images von sogenannten „SchlepperInnen“ und „SchleuserInnen“ wirbt. Außerdem berichtet sie über das Projekt „Transitwellen und Moving on“ in der Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (2005).
Martin Krenn, Wien, berichtet über das Fotoprojekt „City Reviews“ (2003), das in Zusammenarbeit mit MigrantInnen emanzipatorische Orte sowie Orte des Ausschlusses in europäischen Städten dokumentiert, und über das Projekt „Dienstleistung: Fluchthilfe“ in Kooperation mit Oliver Ressler (2001, Film 51 min).
Do, 03.02.05, 18 Uhr
Schleppen und Schleusen
Farida Heuck, Berlin, stellt den Bundesverband Schleppen & Schleusen vor, der als Lobbyorganisation für Wirtschaftsunternehmen im undokumentierten Reiseverkehr auftritt und für die Verbesserung des Images von sogenannten „SchlepperInnen“ und „SchleuserInnen“ wirbt. Außerdem berichtet sie über das Projekt „Transitwellen und Moving on“ in der Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (2005).