Chronik 2001 – 2011

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2001

Ehrung

Auszeichnung für die Berliner Geschichtswerkstatt durch ehemalige polnische Zwangsarbeiter. In Anerkennung ihrer jahrelangen Dienste erhält BGW-Vorstandsmitglied Giesela Wenzel im August die Goldene Medaille des Verbandes der durch das Dritte Reich geschädigten Polen.

Projektgruppe „NS-Zwangsarbeit“: Gedenktafel Niederschöneweide

Über das Jahr verteilt werden verschiedene Projekte in Niederschöneweide realisiert. Es beginnt mit der Anbringung einer provisorischen Gedenktafel gemeinsam mit der Antifa Treptow und den Grünen, gefolgt von der Verwirklichung einer lange geforderten Einrichtung einer Koordinierungsstelle für Nachweisanfragen ehemaliger Zwangsarbeiter*innen durch einen Beschluss des Berliner Abgeordnetenhauses.

Dokumentations-zentrum in Niederschöneweide

Daraufhin beginnen die Gespräche zum geplanten Informationszentrum NS-Zwangsarbeit im letzten erhaltenen Zwangsarbeiterlager in Niederschöneweide. Im Mai gibt es einen Rundgang mit der Ortsgruppe der PDS und einer Zeitzeugin über das „vergessene Lager“ in Niederschöneweide.

Begegnung

4. bis 8. Februar: Begegnung mit ukrainischen Zeitzeug*innen und Institutionen in Kiew (Ukraine).

„Ostarbeiter in Berlin – Zwangsarbeit für die Kirche“

Im Juni beginnt die Mitwirkung an der Ausstellung „Ostarbeiter in Berlin – Zwangsarbeit für die Kirche“, die im November im Haus der Kirche in Zehlendorf eröffnet wird. Fernerhin gibt es zusammen mit der Berliner Initiative zur Erforschung der Zwangsarbeit ein Symposium (gemeinsam mit Heimatmuseum Neukölln, AG Zwangsarbeit der Evangelischen Kirche u. a.).

Stand auf dem Gewerkschaftsfest vor dem Roten Rathaus zusammen mit dem Interessenverband der Zwangsarbeiter.

Zwangsarbeiter-Entschädigung

Lobbyarbeit von Februar bis März für eine sofortige Entschädigung, Unterstützung verschiedener Aktivitäten zur Nachweisrecherche für ehemalige Zwangsarbeiter*innen, Teilnahme an verschiedenen Tagungen zu Details der Entschädigungsregelung, zur Nachweis-, Akten- und Forschungslage. Diese Arbeit schließt mit dem Aktionstag „Fünf nach Zwölf“ zur Entschädigung für NS-Zwangsarbeit.

Diverse Aktionen innerhalb des Jahres zur Zwangsarbeiterthematik, z. B. Besuch der Jahrestagung des tschechischen Zwangsarbeiterverbandes in Zdár und der Besuch des Zwangsarbeiters Roman Melnyk in Berlin, der bei der Berliner Stadtreinigung arbeiten musste.

Im November werden die ersten Forschungsergebnisse zum Arbeitserziehungslager Fehrbellin auf einer Tagung in Weimar vorgestellt.

2002

GW Lichtenrade

Die Geschichtswerkstatt Lichtenrade schließt sich als eigenständige Arbeitsgruppe der BGW an.

Projektgruppe „NS-Zwangsarbeit“

Erschließung der so genannten „Brüsseler Akten“ (Verzeichnis von Zwangsarbeiterlagern) und weiterer neuer Quellen zur NS-Zwangsarbeit.

„Ich sah den Namen Bosch“

Buchpremiere im Februar: „Ich sah den Namen Bosch“ – Polnische Frauen als KZ-Häftlinge in der Dreilinden Maschinenbau GmbH. Eine Dokumentation von Angela Martin. Metropol Verlag. Es folgten weitere Buchvorstellungen – u.a. in Warschau – und zahlreiche Vorträge von Angela Martin zum Thema Zwangsarbeit.

Archiv

Im Februar beginnt die Ausstellungsreihe des Arbeitskreises Berliner Regionalmuseen, die von der Berliner Geschichtswerkstatt u. a. mit vielen Archivalien unterstützt wird, in Prenzlauer Berg, Neukölln und Steglitz. Diese Ausstellung wandert im Laufe des Jahres nach Spandau, Köpenick und Schöneberg weiter.

Symposium

Teilnahme am Symposium „Regionale Forschung zur NS-Zwangsarbeit“, Referat und Internetpräsentation zum Arbeitserziehungslager Fehrbellin.

Führungen in Niederschöneweide

Über das Jahr verteilt werden wieder Führungen auf dem Gelände des letzten Berliner Zwangsarbeiterlagers veranstaltet, u.a. mit dem Kultursenator Thomas Flierl und einer Projektgruppe der UDK. Im Juli öffnet auf dem Gelände das Sommerprogramm zur NS-Zwangsarbeit mit Ausstellungen, Rundgängen, Sommergesprächen und Schülerprojekten.

Der Förderkreis für ein Dokumentations- und Begegnungszentrum zur NS-Zwangsarbeit tagt am 6. Juni erstmals auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers in der Britzer Straße.

Am 28. Mai stellt Angela Martin das zweisprachige Buch „Ich sah den Namen Bosch“ über polnische KZ-Häftlinge in Kleinmachnow in Warschau vor.

Gedenkstättenfahrt

Die Projektgruppe Lichtenrade organisiert im März und November Gedenkstättenfahrten zum ehemaligen KZ Sachsenhausen in Begleitung zweier Zeitzeugen.

„Wir sind nicht zu verbieten“

Ton-Dia-Show und Zeitzeugengespräch mit Gerda und Wolfgang Szepansky in Lichtenrade.

2003

„Der Warschauer Aufstand 1944 als Familiengeschichte“

Um an diesen Aufstand zu erinnern, ruft die Geschichtswerkstatt ein Projekt ins Leben, in dessen Zentrum eine Wanderausstellung steht. Es werden Zeitzeugengespräche geführt und Begleitpublikationen erscheinen. 150.000 Frauen und Männer wurden damals nach der Kapitulation der Aufständischen ins „Reich“ verschleppt, etwa 60.000 von ihnen in Konzentrationslager verbracht und die übrigen als zivile Zwangsarbeiter eingesetzt.

Einweihung der Victor-Klemperer-Gedenktafel

In Kooperation mit der Gedenktafelkommission Mitte wird am 11. Februar eine Gedenktafel für Victor Klemperer in der Weimarischen Straße 6a eingeweiht. Sie erinnert an den Linguisten Klemperer, der durch seine Tagebücher aus der Zeit des Nationalsozialismus bekannt geworden war.

AEL Fehrbellin

Im April stellt Cord Pagenstecher seine ersten Forschungsergebnisse zum Arbeitserziehungslager Fehrbellin vor. In dem Buch: „Abgeschlossene Kapitel? Zur Geschichte der Konzentrationslager und der NS-Prozesse“ werden diese auch publiziert.

Erinnerung im Dialog zwischen drei Generationen

1997 begann die Zusammenarbeit zwischen der BGW und ehemaligen polnischen Zwangsarbeiter*innen in Lódz. Im Laufe der Jahre wurde die Zusammenarbeit mehr und mehr vertieft. Aus dieser fruchtbaren Beziehung gingen Ausstellungen und u. a. Kapitel des Buches „Zwangsarbeit in Berlin 1940 – 1945. Erinnerungsberichte aus Polen, der Ukraine und Weißrussland“ hervor.

Im Jahr 2003 folgt nun der Dialog zwischen drei Generationen in Lódz. An dieser fünftägigen Begegnungsreise nehmen neben den Zwangsarbeiter*innen und BGW-Mitgliedern auch Schüler des Archenhold-Gymnasiums aus Treptow teil.

Projekttage in Niederschöneweide

Anlässlich der Projekttage auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers in Niederschöneweide lädt die Geschichtswerkstatt zwei ehemalige polnische Zwangsarbeiterinnen ein. Gefördert wird die Begegnungswoche von der Stuttgarter Stiftung für Bildung und Behindertenförderung.

Historische Schiffsrundfahrten

Neue Themenfahrt: „Krumme Touren“.

2004**

Projektgruppe Geschichtswerkstatt Lichtenrade: Begegnungswoche

Die Projektgruppe Geschichtswerkstatt Lichtenrade feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Dank der Förderung durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ kann eine Begegnungswoche zwischen der Lichtenrader Gruppe, einem Zeitzeugen, der von 1943 bis 1945 im KZ-Außenlager in Lichtenrade inhaftiert war und verschiedenen Berliner Jugendgruppen finanziert werden. Im Zentrum stehen Erinnerungsarbeit, Stadtrundfahrten und immer wieder Gespräche.

Mauern – Grenzen – Projektionen:„Niemand hat die Absicht, eine Festung Europa zu errichten“

Im August wird auf dem Alexanderplatz die Berliner Mauer neu aufgebaut. Diese Kunstaktion des Instituts für Nomadologie und der BGW soll daran erinnern, dass seit dem Fall der Berliner Mauer rund um das im Vertrag von Schengen definierte Europa neue Mauern gebaut wurden, ob an der Straße von Gibraltar oder an der polnisch-ukrainischen Grenze. Rund um das Projekt finden Vorträge sowie eine Tagung in der OUBS statt, die von verschiedenen Initiativen getragen und veranstaltet werden.

Historische Schiffsrundfahrten

Am 9. Mai feiert die Dampfergruppe ihr 20-jähriges Jubiläum. Neue Themenfahrt: „Emigrantenschiff“.

Zeitzeugengespräche

Im Juni und August werden erste Gespräche mit Zeitzeugen in Lódz zwecks eines Dokumentarfilmes geführt.

Publikation

Bei der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung erscheint „Arbeitserziehungslager Fehrbellin. Zwangsarbeiterinnen im Straflager der Gestapo“, herausgegeben von der Berliner Geschichtswerkstatt.

Gedenkveranstaltung Rudi Dutschke

Anlässlich des 25. Todestages von Rudi Dutschke hält die Berliner Geschichtswerkstatt an Heiligabend eine Gedenkveranstaltung am Ort des Attentats auf dem Kurfürstendamm ab. Trotz der sehr ungewöhnlichen Zeit ist die Veranstaltung gut besucht.

2005

Projekttage in Niederschöneweide

Vom 25. bis 27. Januar wird in gewohnter Art und Weise mit Jugendlichen verschiedener Nationalitäten und einer Besuchergruppe des Deutschen Bundestages gearbeitet, werden Führungen über das Gelände veranstaltet und Diskussionen geführt.

Rundgang durch Lichtenrade

Im Mai lädt die Lichtenrader Projektgruppe zum Rundgang durch Lichtenrade. Für die Projektgruppe werden viele Mitschnitte von Interviews mit ehemaligen Zwangsarbeiter*innen sowie jüdischen Bewohner*innen in Lichtenrade und Israel digital erfasst und somit zu Papier gebracht.

„Direkt vor der Haustür“

Zwecks Neuauflage des Buches „Direkt vor der Haustür“ wird das gesamte Manuskript satzgerecht ebenfalls in Datei-Form gebracht.

Archiv/Bibliothek

Das Büro bekommt eine Modernisierung der gesamten EDV. Neue Computer und Software werden angeschafft, Computer teilweise miteinander vernetzt.

Videoprojekt

Das erste Videoprojekt der BGW zusammen mit der Dokumentarfilmerin Babara Kasper wird zum Abschluss gebracht. Aus den umfangreichen Zeitzeugen-Aufnahmen in Lodz aus dem Jahr 2004 entstehen acht Einzelportraits, die als VHS-Kassetten vorliegen.

Publikation

„Muster des Erinnerns. Polnische Frauen als KZ-Häftlinge in einer Tarnfabrik von Bosch“, herausgegeben von Ewa Czerwiakowski und Angela Martin im Auftrag der BGW.

2006

Archiv

Archivierung der Altbestände von Dokumenten der Zeitgeschichte inklusive Datenbank-Erfassung.

NS-Zwangsarbeit

Eröffnung des Dokumentationszentrums Berlin-Schöneweide im Herbst.

Historische Schiffsrundfahrten

Neue Abfahrtsstelle der Historischen Stadtrundfahrten mit dem Schiff am Paul-Löbe-Ufer mitten im Regierungsviertel. Neu im Programm sind Abendfahrten unter dem Titel „Sunset in Berlin“.

25 Jahre Geschichtswerkstatt – Wer hätte das gedacht? Zur Feier des Tages wird eine Dampfertour mit Live-Band (Polkaholix), Tombola und geladenen Gästen veranstaltet.

2007

Stolpersteine in Lichtenrade

„Stolpersteine – Direkt vor der Haustür“: Ein Zusammenschluss Lichtenrader Bürger, dem u. a. die Geschichtswerkstatt Lichtenrade angehört, initiiert ein Projekt, das die Stolpersteine (ein Kunstprojekt für Europa von Gunter Demnig) nach Lichtenrade bringt. An 13 Lichtenrader Adressen werden Stolpersteine für insgesamt 34 Menschen verlegt, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden.

Projektgruppe NS-Zwangsarbeit

In dem internationalen Projekt „Dokumentation der Lebenszeugnisse ehemaliger Zwangs- und Sklavenarbeiter“ unter der Leitung von Alexander von Plato, zu dem auch die Berliner Geschichtswerkstatt einen Beitrag geleistet hat, werden bis Sommer 2006 rund 600 Interviews aus 72 Ländern zusammengetragen.

Ausstellung „Von Lodz nach Berlin“

„Erinnerung bewahren. Sklaven- und Zwangsarbeiter des Dritten Reiches aus Polen 1939 – 1945.“ Eine Ausstellung von 8. Mai bis 14. Oktober im Dokumentationszentrum Berlin-Schöneweide, in der ehemalige polnische Zwangsarbeiter*innen in vier Zeugenportraits und einem Gruppengespräch über ihre Erfahrungen berichten.

Die Projektgruppe NS-Zwangsarbeit hat unter der Leitung von Gisela Wenzel und mit Unterstützung der Heidehofstiftung Stuttgart eine DVD produziert, auf der ehemalige polnische Zwangsarbeiter*innen aus Lodz zu Wort kommen.

2008

Lesung

„Wie starb Benno Ohnesorg? Der 2. Juni 1967“ – Lesung, Gespräch und Diashow mit dem Autor des Buches, Uwe Soukup.

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Buchverkauf

Seit Januar verkaufen wir unsere Bücher auch über Amazon. Neben unseren eigenen Titeln dient uns die Plattform vor allem auch dazu, viele aus Spenden erhaltene gebrauchte Bücher zum Kauf anbieten zu können, was uns im Laden aus Platzgründen nicht möglich ist.

Werkstattgespräch

Zur Erinnerung an den 9. November 1918 findet ein Werkstattgespräch statt. Es wird aus dem Buch „Revolution im Wasserglas“ des US-amerikanischen Schriftstellers und Journalisten Ben Hecht gelesen.

2009

Historische Schiffsrundfahrten

Neues Thema: „20 Jahre Wahnsinn – Wir sind vielleicht ein Volk“.

Ehrung

Bei einem Test der Berliner Zeitung, am 11. Juni veröffentlicht, werden die Historischen Stadtrundfahrten mit dem Schiff der Berliner Geschichtswerkstatt unangefochtener Sieger unter den sechs getesteten Fahrten.

Werkstattgespräch

Zur Geschichte der „Roten Insel“.

Rundgänge

Aufgrund der großen Resonanz erfolgen weitere Rundgänge über die „Rote Insel“.

„Von Krenz zu Kohl“

„Von Krenz zu Kohl. Der Berliner Mauerfall am 9. November 1989“, eine Fotoausstellung in den Räumen der Berliner Geschichtswerkstatt.

Stadtteilfest

In der Cheruskerstraße auf der „Roten Insel“ wird ein Stadtteilfest der Bürgerinitiative Gasometer veranstaltet. Die Geschichtswerkstatt beteiligt sich mit einem Bücherstand.

Geschichtsforum 1989 – 2009

Im Rahmen des „Geschichtsforums 1989 – 2009, Europa zwischen Teilung und Aufbruch“, das von der Humboldt-Universität und dem Deutschen Historischen Museum veranstaltet wird, beteiligt sich die Berliner Geschichtswerkstatt mit einem digitalen Endloslaufband mit ausgewählten Parolen der Demonstration vom 4. November 1989 und einem Bücherstand.

Publikation

Zum selben Thema erscheint die Broschüre „Fantasie an die Macht. Plakate und Transparente der Demonstration vom 4. November 1989, Berlin Alexanderplatz“.

Werkstattgespräche

„Zwangsarbeit 1939 – 1945“ – Ein digitales Interview-Archiv zur NS-Zwangsarbeit, Referent: Cord Pagenstecher.

Die Erinnerung an die „Weiße Rose“ in DDR und BRD.

Christian Ernst stellt vor: Kontroversen zwischen Ost und West um das Vermächtnis des Widerstands.

2010

Historische Schiffsrundfahrten

Neue Themen: „Ost-Berlin, West-Berlin – und die Stasi“, „Ökotec und Klimaschreck“, „Berlin im Takt“, und die Rio-Reiser-Fahrt heißt jetzt: „Scherben bringen Glück“.

Archiv

Schwerpunkt für dieses Jahr ist die dokumentarische und juristische Vorbereitung der Übergabe unseres Spezialarchivs zur NS-Zwangsarbeit an die Topographie des Terrors, Abteilung Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, die im folgenden Jahr durchgeführt wird.

Abschied

In diesem Jahr nehmen wir Abschied von Wolfgang Szepansky, einem Zeitzeugen der NS-Zeit und langjährigen Begleiter unserer Arbeit. Dies wirft vor allem Fragen auf, die sich mit Erinnerungsarbeit beschäftigen.